Anthroposophie ist »eine freie Tat des Menschengeistes …, während das religiöse Leben beruhen muss auf dem Verkehr mit der Gottheit, mit der man sich verbunden weiß, und von der man sich auch im religiösen Leben abhängig weiß«. So formuliert es Rudolf Steiner in einem Vortrag vor Theologen.
Michael Debus beschreibt, wie neben der Entfaltung der eigenen originären Geisteswissenschaft die geistesgeschichtliche Notwendigkeit und Entstehung einer religiösen Erneuerung im Leben und Werk Rudolf Steiners sich allmählich offenbarte.
Insbesondere in den Begegnungen 1911 mit dem durch seine Predigten weit bekannten Protestanten Friedrich Rittelmeyer und dem altkatholischen Priester Hugo Schuster, der 1919 einen erneuerten Bestattungskultus von Rudolf Steiner erhielt, wie auch in einem aufschlussreichen Vortrag im Jahr 1917, zeichnet er die Linien einer maßgeblichen, geschichtsträchtigen Entwicklung nach.
Die Probleme unserer Zeit machen unübersehbar, wie das heutige wissenschaftliche Denken einer wichtigen Dimension ermangelt, die allenfalls noch im Bereich des Glaubens ein Dasein hat: die Dimension des Geistes.
Eine Wissenschaft vom Geist als Zeitnotwendigkeit ist die Grundlage der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners, der Anthroposophie, von der heute entscheidende Impulse der Kulturerneuerung ausgehen. Wie verhalten sich Wissenschaft und Religion zueinander? Kann man erwarten, dass von der Geistes-Wissenschaft auch geistige Erneuerungsimpulse für die Religion ausgehen?
»Geisteswissenschaft kann im höchsten Maße eine Unterbauung der religiösen Übung sein.« – «Geisteswissenschaft will nicht eine neue Religion gründen.« In welche Richtung weisen diese beiden Äußerungen Rudolf Steiners? Darum geht es in diesem Buch im Hinblick auf 100 Jahre Christengemeinschaft.