
Selbsterkenntnis in der Geschichte - Anthroposophische Gesellschaft und Bewegung im 20. Jahrhundert (Bd. 1)
Von den Anfängen bis zur zweiten großen Sezession 1875–1952
von Lorenzo Ravagli, Hg.: Ernst-Michael-Kranich-Stiftung |
Die vorliegende Studie unternimmt den Versuch, eines der aufregendsten spirituellen Experimente des 20. Jahrhunderts aus der Perspektive eines teilnehmenden und zugleich kritischen Beobachters im Kontext der zeitgenössischen Geschichte nachzuzeichnen und zu interpretieren. Der erste Band dieser umfassenden Untersuchung schildert die Entwicklung von den Anfängen bis zur Weihnachtstagung, den Krisen nach Steiners Tod, dem Streit um sein Testament, die wahre Nachfolge und dem Ausschluss prominentester Mitglieder der Gesellschaft. Durch die Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Geschichte kann der Gesellschaft klar werden, wie sie in der Vergangenheit selbst die Grundlagen für ihre Gegenwart gelegt hat und welche Aufgaben sich daraus ergeben.
Den Schwerpunkt der Untersuchung bilden nicht Institutionen oder Organisationen, sondern die Debatten, die zwischen den Anthroposophen über ihr Selbstverständnis geführt wurden. Die Anthroposophische Gesellschaft soll, zumindest in ihrem Kern, eine Gemeinschaft von Geistesschülern sein.
So wie der einzelne Mensch ein persönliches Unbewusstes besitzt, besitzt eine Gemeinschaft oder Gesellschaft ein kollektives Unbewusstes, einen kollektiven Doppelgänger, der nicht nur aus den Doppelgängern der einzelnen Menschen besteht, die diese Gemeinschaft bilden, sondern eine »eigenständige Wesenheit« darstellt. Der spirituelle Leib des Hüters der Anthroposophischen Gesellschaft ist zusammengesetzt aus ihrer Geschichte, aus den Folgen ihrer Handlungen, Gefühle und Gedanken. Diese sind zu Ursachen des Schicksals und des Charakters dieser Gesellschaft geworden. Durch die Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Geschichte kann der Gesellschaft klar werden, wie sie in der Vergangenheit selbst die Grundlagen für ihre Gegenwart gelegt hat. Eine Gesamtdarstellung der Geschichte der anthroposophischen Bewegung im 20. Jahrhundert von diesem Gesichtspunkt aus ist bis heute nicht vorhanden.
Format: 160x240 mm
Umschlag: Hardcover mit zwei Lesebändchen
Herausgeber: Ernst-Michael-Kranich-Stiftung
Verlag: Glomer.com
ISBN: 978-3-9821354-3-4
Aus dem Inhalt
Vorwort des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Vorgeschichte und Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft bis zu Rudolf Steiners Tod 1925
Die theosophische Vorgeschichte der Anthroposophie . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
1902–1912 | Die Entfaltung der Anthroposophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
1913–1922 | Aufschwung und Krise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
1923 | Ringen um Erneuerung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
Die Weihnachtstagung 1923/24. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
Kaskade sozialer Katastrophen 1925–1935
1925 | Rudolf Steiners Tod und seine Folgen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
1926–1927 | Alexanderlegende und ein Zirkel von Spiritisten. . . . . . . . . . . 125
1928–1929 | Streit um ein Testament. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144
1930 | Sukzession und falsche Bodhisattvas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
1931–1932 | Scherbengerichte und Märtyrerkronen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
1933 | Anthroposophie im Jahr der Machtergreifung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161
1934 | Die «Neigungen der Welt» und die «wahre Anthroposophie« . . . . 178
«Prinzipien» und Statuten
Die «Willenserklärung»
Die Generalversammlung 1934
»Richtige» und «falsche» Anthroposophie
»Rechtmäßige Nachfolge»
1935 | Ausschluss und Verbot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197
Wiederkehrende Rituale
Das Verschiedene im Ähnlichen
Streit um das wahre Erbe 1936–1952
1936–1946 | Ahrimans Unterpfand. Der Streit um den
Nachlass Rudolf Steiners . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209
1946–1948 | Verhärtete Fronten und Keime künftiger Versöhnung . . . . . 225
Die Witwe und der Kronprinz. Eine psychohistorische Tiefenbohrung
Der Konflikt zwischen Marie Steiner und Albert Steffen. . . . . . . . . . . . . . . 235
Katalysator Roman Boos – Michaelitagung 1933 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
Pädagogenkonflikt 1938 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253
Der Streit um Eymann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255
Die «Flugblattaffäre» 1939 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265
Das Drama um das Pestalozzi-Drama 1939. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270
Roman Boos taucht wieder auf – Ende 1939 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277
Der «Ballmerhandel» 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271
Eskalation des Eymann-Konflikts 1942 – Freie Pädagogische Vereinigung . . . . . 293
Der «Verrat am Vorstandsgedanken» im Sommer 1942 . . . . . . . . . . . . . . . 300
Der Versöhnungsaufruf Marie Steiners im Dezember 1942. . . . . . . . . . . . 308
Generalversammlung 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 314
Gründung des Nachlassvereins – 3. Juni 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 318
Roman Boos verklagt Steffen und Wachsmuth – Marie Steiners
zweiter «Verständigungsappell» Ende 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320
Der Streit um die «Freie Arbeitsgruppe» –
Dezember 1943/Januar 1944 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326
Die Verurteilung von Roman Boos 1944 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332
»Auf weiteren Verkehr mit der Gesellschaft verzichte ich» –
Marie Steiner 1944 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339
Eine Bombe schlägt ein: Die Bekanntgabe der Gründung des
Nachlassvereins im Januar 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344
»Pseudo-anthroposophische Dogmatik» – eine Abrechnung
im September 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367
Die Gründung der «Freien Arbeitsgruppe im Gebiete
der Schweiz» (Februar 1946) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387
»Esoterischer» oder «Verwaltungsvorstand«? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393
Marie Steiners «Epilog» – Juni 1946 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 400
Aufruf zur Revolte – ein Rundbrief von Roman Boos im Juni 1946. . . . . . 403
Albert Steffens «Aufruf an das Schweizer Volk» 1946 . . . . . . . . . . . . . . . . . 410
Delegiertentagung Anfang August 1946. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 413
»Hang zur Lüge» und «Besessenheit» – eine Analyse
Marie Steiners im Dezember 1946 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 433
Die Ehre des Vorsitzenden wird gerettet – Generalversammlung,
Ostern 1947 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443
Folgen der Generalversammlung – Steffens Freibrief und Bann . . . . . . . 455
Emigration auf den Beatenberg – Steffen als «Diktator» –
zweite Jahreshälfte 1947. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 462
Die «Vereinigten freien Initiativen» konstituieren sich –
Februar 1948. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 470
Die Generalversammlung 1948 – Widerruf der Ausschlüsse von 1935 . . 486
1 952 | Der Prozess um den Nachlass Rudolf Steiners . . . . . . . . . . . . . . . . . . 494
Impromptu zwischen den Zeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 504
Quellen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 508
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 509
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