Steiners Forschungen bezogen sich immer auf konkrete Fälle. Daher ist es nicht möglich, bestimmte Aussagen zu verallgemeinern und auf andere Fälle, wie die Corona-Pandemie, zu übertragen. Andererseits gewinnt das Bild, das sich von der Coronavirus-Pandemie durch die Berichterstattung der Medien zeigt, wesentliche Erweiterungen in Bereiche, die bisher nicht berücksichtigt werden. Die durch Steiner möglichen Einblicke in Schicksalswirkungen im Leben des einzelnen Menschen und ganzer Menschengemeinschaften in Zusammenhang mit der Entstehung von Infektionskrankheiten und der Disposition für Erkrankung erweitert und vertieft die Frage nach Ursachen der Corona-Pandemie entscheidend. Denn es geht um Zusammenhänge des Menschenlebens, durch die für die allgemeine Wahrnehmung rätselhaft erscheinende Ereignisse sinnhaft werden. Im Geistig-Seelischen liegen letztlich die Ursachen für die Phänomene des Physisch-Leiblichen. Das gilt auch für die geistige Wirklichkeit der Kleinstlebewesen wie Bakterien und Bazillen und für Viren, die keinerlei eigenen Stoffwechsel haben, sich nicht selbständig vermehren können und damit keine Lebewesen sind.
Das richtige Verständnis der folgenden Aussagen Steiners setzt eine Vertrautheit mit den Grundlagen der Anthroposophie voraus. Ohne diese können die Aussagen in Bezug auf ihre inhaltliche Relevanz, Stimmigkeit und Seriosität nicht beurteilt werden. Zu berücksichtigen ist ferner, dass es sich, bis auf wenige Ausnahmen, um Auszüge aus dem Vortragswerk Steiners handelt. Die Vorträge wurden frei gesprochen; deren Nachschriften, die zur Grundlage der gedruckten Texte wurden, liegen in sehr unterschiedlicher Qualität vor. Besonders die frühen Vorträge wurde zumeist von Zuhörern mitgeschrieben, die keine Berufsstenografen waren. Sie können Lücken, Auslassungen und auch Fehler enthalten. Ab 1916 wurden die meisten Vorträge Steiners von der Berufsstenografin Helene Finckh, die Steiner mit dem Mitschreiben seiner Vorträge beauftragt hatte, aufgenommen und in Klartext übertragen. Diese Nachschriften geben den Wortlaut Steiners weitgehend richtig wieder.
Indem ich diese Arbeit allen Freunden und Lesern übergebe, möchte ich einen Beitrag leisten, die Gedanken und Fragen zur gegenwärtigen Corona-Pandemie um Gesichtspunkte aus der Anthroposophie zu erweitern. Je mehr es gelingt, das Geistige in unsere Gedanken einzubeziehen, desto mehr kann dieses Bemühen, davon bin ich überzeugt, nicht nur den Menschen auf der Erde, sondern auch für die geistige Welt von Bedeutung sein. Ich schreibe diese Zeilen auch im Gedenken an die Verstorbenen, die in unseren Gedanken und Empfindungen leben mögen, im Sinne der Worte Rudolf Steiners, die er angesichts des Krieges am 21. Februar 1915 gesprochen hat: