Die Wienerin Barbara Pachl-Eberhart, studierte Flötistin, wollte seit Kindheitstagen Clown werden. In ihrem Leben fügte sich Vieles immer wieder wundersam zusammen. Heli, ihr Mann, die Liebe Ihres Lebens, ist Clown. Mit ihm reist sie in ihrem bunten Clownsbus umher und begleitet Kinder durch den Klinikalltag als Clowndoktor. Doch dann zerplatzt dieses Leben wie eine Seifenblase. Aus vier wird eins. Ihr Mann und ihre beiden Kinder sterben bei einem tragischen Autounfall an einem Bahnübergang. Ihr Lebensglück mit ihrer Familie währte gerade einmal 8 Jahre. Nur 5 Tage nach dem Tod ihrer Familie wendet sie sich in einem offenen Brief an Ihre Freunde und Verwandt. Sie lässt die Menschen am Hoffen, Bangen und letztlich am Sterben ihrer Liebsten teilhaben. Rasch findet dieser Brief durch Internet und Printmedien weite Bekanntheit. Sie glaubt an ein Leben nach dem Tod. Auf manche mag es verstörend wirken, dass sie im Wald Ihre Lieben in der Gestalt von Rehen, die ihr mehrmals sehr nahe kommen, zu erkennen glaubt oder aber in Form einer Lichtkugel ihr Kind wahrnimmt. Wie ein warmer Mantel legt sich deren Anwesenheit um ihre Schultern. Die Beerdigung wird ein Seelenfest mit Luftballons und bunter Kleidung. Barbara Pachl-Eberhart stellt sich ihrem Schicksal in einer Offenheit, die überrascht und berührt. Voller Vertrauen wendet sie sich dem neuen Leben zu und sagt mutig JA zu dem Weg, der vor Ihr liegt, denn sie weiß genau, dass ihre Kinder und ihr Mann sie beständig begleiten. Das Leben hat ihr so viel genommen und sie hatte keine Wahl den Verlust zu akzeptieren. Die Tatsache, dass sie vier Monate nach dem Tod ihrer Familie eine neue Liebe kennenlernt, ("Heli hatte seine Finger im Spiel") ruft vielfältige Reaktionen hervor. Viele wünschen ihr Glück, andere jedoch verurteilen sie und stellen die Wahrhaftigkeit ihrer Trauer in Frage. Darf man das? Muss man nicht das Trauerjahr einhalten? War die Liebe zu ihrem Mann Heli echt? Ist sie gar ein triebhaftes Wesen? Auch die Leser werden sich solche Fragen stellen. Sie werden versucht sein, ihre Trauergeschichte mit der von Barbara Pachl-Eberhart zu vergleichen. Es ist kein Buch für Kleingeister, die an Traditionen festhalten und andere danach beurteilen, was man als Witwe tun oder lassen sollte. Kein Buch für die Leser, die ihre Art der Trauer mit der von Barbara vergleichen und (ver)urteilen wollen. Ein starkes Buch, für all diejenigen, die mutig sind. Ein Buch, das Mut macht und zeigt, dass alles möglich ist und trotz des unglaublichen Verlustes wieder gut werden kann.
Wie es sich mit dem Verlust seiner Familie leben lässt
Von:
Ines
15.04.2020
Warnung: Dieses Buch ist berührend, wie der Titel bereits ahnen lässt. Wenn Trauer ein Thema ist, was Dich aus der Bahn wirft, lies es bitte nicht oder nur in Begleitung. Wenn Trauer ein Thema ist, dass Dich zwar berührt, Beschäftigung damit Dich aber weiter bringen kann, lege Taschentücher parat und lies es, wenn Dir danach ist. Die Taschentücher brauchst Du nicht, weil das Buch kitschig ist, das ist es an keiner Stelle, sondern weil es ungebremst direkt ins Herz geht. Barbara Pachl-Eberhart erlebt 2008 das tragische Unglück, ihre Familie durch einen Verkehrsunfall zu verlieren. Ihr Mann und ihre beide kleinen Kinder sterben in ihrer Abwesenheit. In dem Buch beschreibt die Autorin ihren Weg, sich diesem Schicksal zu stellen. Sie geht schonungslos offen und direkt einen Weg in ein neues Leben. Ein Leben nach dem Leben mit ihrer Familie. Gedanklich und gefühlt sind ihr Mann und ihre Kinder mit auf diesem Weg. Das Buch habe ich geschenkt bekommen und sofort zu lesen angefangen. 100 Seiten im ersten Rutsch, 200 im nächsten und die letzten 30 Seiten als Abschluss. Es hat mich gefesselt und gebeutelt zugleich. Am meisten beeindruckt haben mich - die Wortgewandtheit der Autorin. Mein Eindruck ist, dass kein Wort Zufall ist. Jedes Wort, jedes Zeichen ist exakt für den Moment erwählt. Einige Worte werden bewusst hervorgehoben und ich mag es, darüber beim Lesen nachzudenken, warum es genau dieses Wort sein muss und was an anderen falsch wäre. So gibt es für die Verstorbenen zum Beispiel keine Trauerfeier oder Beerdigung, sondern ein Seelenfest. - die reflektierte Sichtweise von Barbara Pachl-Eberhart. Das Buch spielt in der Vergangenheit, zur Zeit des Unfalls (2008) und im Jetzt (2010 erschien die erste Auflage). Zum Teil führt sie einen offenen Dialog mit ihrer inneren Stimme, die dabei manchmal Zeitsprünge macht. Nach dem Motto: Ja, wenn Du in dem Moment schon gewusst hättest, was Du damit anrichtest … später passiert … wofür das gut ist … - und der Glaube an eine Zukunft. Glaube spielt eine große Rolle bei den Gedanken, ebenso Seelen und was mit ihnen passiert. Es wird Leser_innen geben, denen einige Denkweisen zu esoterisch sind. Letztlich hilft der Autorin der Gedanke, die Seelen der Verstorbenen zu sehen und zu spüren dabei, sie in ihr neues Leben zu integrieren und darum geht es doch nach so einem Verlust: Einen Weg zu finden, der zu einem passt. Mich als Atheistin hat das nicht gestört, weil nichts als absolut und wahr dargestellt wird, sondern immer nur als die Sichtweise und Empfindung der Erzählerin. Wenn ihr dabei Engel helfen, dann ist mir recht. Das Buch ist traurig, weil drei Menschen sterben und einer (und viele weitere aus der Familie und Freunde) zurück bleiben. Das Buch ist schön, weil es gut ausgeht in dem Sinn, dass die Autorin einen neuen Weg für sich findet. Ich habe zwar zwischendrin geheult, aber das hörte im Grunde auf, nachdem die Todesfälle an sich abgeschlossen waren. Danach war ich nur noch gespannt darauf, wie sie den Weg findet und welchen sie wählt.