Jakob Streit
Aus dem Nachruf:
Der schweizerische Kinder- und Jugendbuchautor Jakob Streit ist am 15. Mai 2009 im Alter von 98 Jahren verstorben. Am 23. September 1910 in Spiez am Thuner See geboren, veröffentlichte Jakob Streit über dreißig Kinder- und Jugendbücher. 1956 wurde er mit dem Literaturpreis der Stadt Bern ausgezeichnet, zahlreiche seiner Werke wurden ins Englische, Französische, Italienische, Portugiesische, Niederländische, Schwedische, Polnische, Tschechische und Slowenische übersetzt. Ein Fokus seiner literarischen Arbeit lag auf Tiergeschichten, Märchen, Legenden und Nacherzählungen biblischer Geschichten, die sich unter Kindern und jugendlichen Lesern großer Beliebtheit erfreuen. Als ich nicht mehr Lehrer war, sagte Jakob Streit einmal, fühlte ich mich jeweils beim Schreiben wie von Kindern und Jugendlichen umgeben, die mithalfen zu gestalten.
Jakob Streit war neben seiner literarischen Arbeit lange Zeit als Lehrer tätig und bis zuletzt ein gefragter Redner zu Themen der Pädagogik und Anthroposophie. Darüber hinaus arbeitete der vielseitig interessierte Künstler unter anderem als Theater-Schauspieler und Opern-Regisseur (so inszenierte er Glucks Orpheus 1989 in Chieming), und widmete sich als tätiger Naturfreund leidenschaftlich der Bienenzucht.
Mit seinen Büchern wollte Streit die kleinen Leser, aber auch die erzählenden Eltern zur Natur zurückführen, den Künstler im Kind wecken und zu einem vertiefenden Natur- und Menschenverständnis beitragen (z.B. in Das Bienenbuch und seinem in Schulen viel gelesenen Roman Milon und der Löwe).
Zu seinen erfolgreichsten Werken zählen neben dem Bienenbuch auch die Zwergengeschichten Tatatucks Reise zum Kristallberg und Liputto sowie Louis Braille, ein biografischer Roman über den Erfinder der Blindenschrift.
Die Verlage Freies Geistesleben und Urachhaus, in denen Jakob Streit zahlreiche Bücher veröffentlichte, verlieren einen vielseitigen, inspirierenden Autor, der mit seinen poetischen wie einfühlsamen Geschichten ein besonderes Gespür für die Empfindungen seiner jungen Leser besaß.
(25.05.09)