Beiträge zum Verständnis des Christus-Ereignisses Bd. XII
Nach anthroposophisch-menschenkundlichen Gesichtspunkten ist Johannes
der Evangelist eine einmalige Erscheinung: eine Wesenheit gewoben aus
den geistigen Wesensgliedern der Repräsentanten zweier Menschheitsströmungen,
der Kain- und der Abel-Linie. Doch diese chymische Verbindung
kam unter der direkten Einwirkung Christi zustande bei der Auferweckung
des Lazarus-Johannes, und zwar als lebendiges Schaubild, als urbildhafte
Vorausspiegelung menschlicher Vollkommenheit. Der Ausgleich
zwischen den Strömungen war dadurch aber nicht selbst errungen und
somit nicht von Dauer. Nach der Zeitenwende trennen sich die Repräsentanten
der Kain- und der Abel-Linie wieder.
Daraus entsteht eine ebenso einmalige Mission für sie: nicht nur eine überpersönliche,
sondern auch eine persönliche, die darin besteht, ihre einstige
Verbindung aus der Zeitenwende nun erneut, doch über viele Inkarnationen
hinweg bewusst, eigenständig und dadurch dauerhaft herzustellen.
Was diese allmähliche und zum Teil leidvoll zu erringende Annäherung
an das brüderliche Komplementär für die einzelne Seele bedeutet,
wird hier in einer anrührenden Weise anhand der abelitischen Individualität
gezeigt – ein intimer Einblick in den persönlichen Schicksalsgang von
Raffael und Novalis aus einer bislang nie gesehenen Perspektive.