Peter Tradowsky
Peter Tradowsky (* 5. Dezember 1934 in Berlin; † 23. Dezember 2019 ebenda) war ein deutscher Germanist und Anthroposoph.
Leben
Peter Tradowsky studierte zunächst Germanistik und Geographie an der Freien Universität Berlin und unterrichtete nach seinem zweiten Staatsexamen von 1962 bis 2000 an der Rudolf Steiner Schule in Berlin-Dahlem. Er war Mitbegründer des Anthroposophisch-Pädagogischen Seminars in Berlin (im Herbst 2002 umbenannt in: „Seminar für Anthroposophie“), wo er bis zu seinem Tod als Dozent lehrte und zahlreiche Menschen zur Anthroposophie führte sowie Lehrer ausbildete. Gleichzeitig war er von 1955 bis 2005 verantwortlicher Mitarbeiter des Arbeitszentrums Berlin der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland.
Sowohl für die Rudolf Steiner Schule als auch für das Arbeitszentrum wirkte er erfolgreich als Bauherr und betreute zwei umfangreiche Bauprojekte, für die er zahlreiche Hürden meisterte: Die Rudolf Steiner Schule erhielt 1968 wesentliche Anbauten und Erweiterungen, die ihre bauliche Gestalt bis heute prägen, und für das Arbeitszentrum Berlin wurde bis 1983 eine alte Villa zum „Rudolf Steiner Haus Berlin“ komplett umgebaut und ebenfalls wesentlich erweitert.
In die Öffentlichkeit trat er zunächst mit seinen Vorträgen über Kaspar Hauser, dem "Kind Europas", und ab 1980 mit dem Buch Kaspar Hauser. „Peter Tradowsky hat sich sein Leben lang mit der Persönlichkeit und dem Mythos von Kaspar Hauser beschäftigt. Sein Buch <Kaspar Hauser. Das Kind von Europa> gehört zentral zur Kaspar-Hauser-Forschung.“ (In: Wochenschrift "Das Goetheanum", Nr. 36 vom 8.9.2012, S. 5).
Es folgten eine intensive, europaweite Vortragstätigkeit und weitere anthroposophische Veröffentlichungen, u. a. zu Demetrius sowie zu Johannes dem Täufer und Lazarus-Johannes. Von 1976 bis 2018 prägte er die anthroposophische Arbeit in der DDR bzw. den neuen Bundesländern massgeblich mit, insbesondere auch die Arbeit im Rahmen der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft.
Ab 2004 unterstützte er Judith von Halle bei ihrem Kampf um Anerkennung innerhalb der anthroposophischen Gesellschaft. Auch ihrem Schicksal und dem damit verbundenen Wirken des Christus-Impulses widmete er einige Publikationen. Im Laufe der Auseinandersetzungen um die Stigmatisation Judith von Halles wurde er 2005 von der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland als Geschäftsführer des Arbeitszentrums Berlin entlassen. Nach dem Bruch setzte er seine Arbeit mit Vorträgen und Büchern im Rahmen der Freien Vereinigung für Anthroposophie „Morgenstern“ fort.
Besondere Anliegen waren ihm die Erkenntnis des Christus-Impulses und seiner Widersacher sowie – damit zusammenhängend – die Betrachtung der Zeitphänomene aus geisteswissenschaftlicher Sicht. Diese Anliegen schlugen sich in seinen Schriften und (publizierten) Vorträgen nieder.